Als „Teilzeitreisender“ ist man nicht nur unterwegs um Kurzreiseziele zu erobern. Auch das „Zeitreisen“ ist immer wieder spannend. Es gibt so viele Orte auf der Welt, wo die Uhr scheinbar stehen geblieben ist. Einige davon möchte ich euch heute vorstellen.
Altstadt in Bremen
Wart ihr schon mal im „Schnoor“? Das mittelalterliche Gänge Viertel liegt direkt in Bremens Zentrum und bietet auch heute noch zahlreiche Einblicke in die Architektur und das Leben im 15ten Jahrhundert.
Einige Gebäude von damals sind noch erhalten – so etwa das Brasilhaus (Schnoor 15) und das Packhaus Schnoor 2. Bei einer ersten Tour sollte man sich einer Führung anschließen, die durch super enge Gassen und vorbei an wunderschönen Fachwerkhäusern führt. Wer anschließend noch Lust auf Shopping hat, heute ist das Schnoor bekannt für seine kleinen Boutiquen und inhabergeführten Geschäfte. Und natürlich auch für das Geschichtenhaus – für mich eines der coolsten Museen von Deutschland.
Stolberg im Harz – Das Schloss
Der Ort Stolberg im Harz ist den wenigsten ein Begriff. Der Harz wird oft genug eher mit Wernigerode und Thale in Verbindung gebracht, doch auch der Südharz hat einiges zu bieten. Stolberg wirkt heute verschlafen, bietet aber mit 380 Fachwerkhäusern aus mehreren Jahrhunderten ein wahres Zeitreise-Eldorado an.
Die Stadt hat sich seit gut 500 Jahren kaum verändert – auch heute noch kann man hier den gleichen Blick genießen wie einst Martin Luther, der an der Lutherbuche auch seinen Spruch zum kleinen Harz Ort hinterlassen hat. Das jedoch ist nicht das einzige, was Stolberg zu einer perfekten Zeitreisestadt macht. Das Schloss, welches auf einem Hügel oberhalb der Stadt thront, ist die Wiege der europäischen Adelskultur. Die Ur-Ur-Ur-Ur-Großmutter vieler Königshäusern stammt aus dem herrschaftlichen Gebäude und bei einem Rundgang mit der Kammerzofe gibt es viel zu erzählen über die Geschichte des Hauses.
Wer eine ganz besondere Zeitreise machen will, kann hier auch in einer Postkutsche reisen.
Mittelalterkochkurs auf Schloss Rochlitz
Ein Kochkurs auf einem Schloss? Wie vor gut 500 Jahren? Das ist wahrlich ein Abenteuer, wie ich vor einigen Wochen auf Schloss Rochlitz feststellen konnte. Dort wird nicht nur in der alten mittelalterlichen Küche gebrutzelt, sondern das ganze natürlich auch nur mit Zutaten, die es damals gab. Fleisch war Mangelware, auch wenn dies auf Mittelalterfesten so oft gar nicht spürbar ist. Auch auf elektronische Helferlein wird bei diesem Kurs komplett verzichtet. Die Sahne wird mit einem Quirl von Anno dazumal geschlagen, im gusseisernen Topf wird noch mit einem großen Holzlöffel gerührt und selbst die Löffel beim Essen wirken, als hätten sie schon einiges über ihre Besitzer zu erzählen.
Auch wenn der Rauch das eine oder andere Tränchen ins Auge treibt – dies ist wirklich ein Erlebnis. Wer anschließend noch Lust hat – kann natürlich auch den Rest von Schloss Rochlitz erkunden – was nicht minder spannend ist.
Hattingen, ein Bügeleisenhaus und die Burgen
Das Ruhrgebiet. Verraucht, Dunkel, unansehnlich? Ja – auch ich hatte vor gut 15 Jahren dieses Bild vor Augen, als ich das erste Mal nach Nordrhein-Westfalen unterwegs war. Mir offenbarte sich eine wirklich grüne Region, die außerhalb der Industriekultur (welche oft nicht älter als 250 Jahre ist) einige Zeitreiseorte zu bieten hat. Vor allem Hattingen und Umgebung bietet hier viele Ausflugsziele. Die Altstadt von Hattingen hat mit zahlreichen Fachwerkhäusern aufzuwarten, von denen das bekannteste die Form eines alten Bügeleisens hat.
Nach einem Stadtspaziergang lohnt sich dann noch ein Besuch auf Burg Blankenstein. Von dort habt ihr einen tollen Blick auf das Ruhrtal und die umliegenden Ortschaften. Wer jetzt auf noch mehr Romantik steht – der sollte mit Bus oder Auto zum Wasserschloss Kemnade weiterfahren. Auch hier kann man Geschichte atmen und mit etwas Glück auch in die Ausstellungen im Schloss vorbeischauen.
Eine Nacht auf Burg Schönburg
Wohnen wie vor mehreren 100 Jahren? Was sich wie die ultimative Zeitreise anhört, ist am Rhein tatsächlich möglich. Auf Burg Schönburg in Oberwesel gibt es nicht nur ein wirklich gutes Restaurant, sondern ganz besondere Zimmer. Wir haben damals in der Wehrgangkemenate No. 33 übernachtet, dem Ort, wo die Wächter Tag und Nacht Patrouille gelaufen sind, damit der schönen Burg im Laufe der 700 Jahre Geschichte auch nichts passiert.
In der Nacht habe ich von Rittern und Prinzessinnen geträumt und mir beim niedrigen Einstieg zur Toilette fast den Kopf aufgeschlagen. Auch die Erkundungstour am nächsten Tag ließ mich einige Geheimnisse entdecken. Den Schlossgeist zum Beispiel, oder der wunderschöne Garten, der im ehemaligen Wehrgraben angelegt selbst im Januar noch sehenswert ist.
Ein Spaziergang durch den Hamburger Elbtunnel
Nicht ganz so alt, aber immer wieder ein Highlight meiner Hamburg – Urlaube ist ein Spaziergang durch den Hamburger Elbtunnel. Auch wenn hier an ein paar Stellen die „Neuzeit“ angekommen ist, das Gesamtbauwerk ist für mich einfach ein wunderbarer Ort zur Zeitreise. 1911 gebaut und für Fußgänger frei zugänglich genieße ich jedes Mal aufs Neue den trockenen Spaziergang unter der Elbe. Aktuell werden die zwei „Röhren“ aufgehübscht und instandgesetzt – Gott sei danke jedoch nicht gleichzeitig, so das dem Vergnügen Elbspaziergang nichts im Wege steht.
Wer mutig ist und nichts gegen ein wenig Höhe hat, dem seien an Aus und Eingang die Treppen empfohlen. Auf dem Weg nach Oben kann man noch das eine oder andere Highlight entdecken.
Der Flughafen Tempelhof in Berlin
Auch noch nicht so alt, aber für mich ein ganz besonderer Zeitreiseort ist der Flughafen Tempelhof in Berlin. Erst 1923 ging hier der erste Flieger an den Start und dennoch haben Feld und Gebäude schon so einiges miterlebt. Die Weimarer Republik, den zweiten Weltkrieg, den kalten Krieg und die Wiedervereinigung. Bekanntheit hat der Flughafen Tempelhof vor allem durch die „Luftbrücke“, durch die 1948/1949 die Westberliner Bevölkerung versorgt werden musste.
Während auf dem Tempelhofer Feld heute Events stattfinden, kann man sich das Flughafengebäude und seine zahlreichen Geheimnisse (von denen gibt es sehr, sehr viele) heute in einer Führung anschauen. Wer in Berlin unterwegs ist, sollte sich dies nicht entgehen lassen.
Ein Spaziergang durch Trier
Warum habe ich Trier als letztes Zeitreiseziel gewählt? Eigentlich deshalb, weil sie wohl die älteste Stadt Deutschlands ist. Schon vor 2000 Jahren siedelten hier Menschen und so hat die heute recht übersichtliche Stadt einiges an Zeitreisen zu bieten. Allein die Porta Nigra, das Symbol der Stadt – wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut und für verschiedene Dinge genutzt.
Sehenswert sind auch die zahlreichen römischen und teilweise noch top erhaltenen Bauten der Stadt. Das Amphitheater oder die Kaiserthermen sind wirklich sehenswert! Und irgendwie lässt mich die Stadt auch nicht los. 1994, 2007 und 2015 – ob es wohl daran liegt, dass ich am Stein vor dem Dom gerieben habe? Eine Sage behauptet, reibt man daran – kommt man zurück. Ich will es mal glauben und empfehle euch ebenfalls einen Besuch in Rheinland-Pfalz.
Janett Schindler
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